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Was tun bei Verstopfung?

16. Januar 2019

Ob Säugling oder Senior, Verstopfung kommt in jedem Alter vor. Fast jeder kennt das beklemmende, oft schmerzhafte Gefühl, zu müssen und nicht zu können. 
Lesen Sie, ab wann Mediziner von einer Verstopfung sprechen, was Sie dagegen tun können und bei welchen Beschwerden Sie zum Arzt gehen sollten:

Verstopfung – Was ist noch "normal"?

Setzen Sie zwischen dreimal täglich und einmal in drei Tagen Stuhl ab? Das gilt als normal. Auch zu harter Stuhl, eine schwierige oder schmerzhafte Darmentleerung, kleine und harte Kotstücke verbunden mit dem Gefühl einer unvollständigen Entleerung sind weit verbreitet und nicht unbedingt ein Grund zur Sorge.

Mediziner sprechen erst dann von einer Verstopfung, wenn mindestens zwei der folgenden Symptome regelmäßig und über mehrere Monate auftreten:

  • Nur zwei oder weniger Stühle pro Woche
  • Starkes Pressen für Stuhlgang nötig
  • Zu harter, klumpiger Stuhl
  • Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
  • Gefühl der analen Blockade
  • Entleerung nur unter Zuhilfenahme des Fingers möglich
  • Weicher Stuhl nur mit Abführmitteln

In Deutschland sind etwa 20 Prozent der Bevölkerung von chronischer Verstopfung betroffen, Dreiviertel davon sind Frauen. 

Mögliche Folgen einer Verstopfung

Bei einer chronischen Verstopfung kann es zu Hämorrhoiden und Hautrissen im After kommen. Außerdem kann die Darmschleimhaut aussacken; Mediziner nennen solche Aussackungen Divertikel. Treten mehrere davon auf, sprechen sie von einer Divertikulose.

Die Aussackungen der Darmschleimhaut nehmen mit dem Alter zu und können sich entzünden, zum Beispiel durch Kot-Reste. Entzündete Divertikel - die Divertikulitis - führen oft zu Komplikationen und müssen behandelt werden.

Was Sie bei Verstopfung selbst tun können:

Ausreichend trinken

Nehmen Sie unbedingt ausreichend Flüssigkeit zu sich: Mindestens zwei Liter pro Tag sollten es sein, idealerweise Wasser oder ungesüßter Tee.

Das gilt ganz besonders bei einer Ernährung mit vielen unlöslichen Ballaststoffen, zum Beispiel in Form von Vollkornprodukten. Die an sich gesunde, ballaststoffreiche Ernährung kann die Verstopfung sonst noch verstärken. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem lebensbedrohenden Darmverschluss.

Mehr als drei Liter pro Tag zu trinken wirkt sich jedoch nicht mehr positiv auf die Verstopfung aus.

Darmflora pflegen

Sauermilchprodukte wie Joghurt, Buttermilch und Kefir unterstützen die Ansiedlung von Milchsäurebakterien im Darm - ebenso wie Nahrungsergänzungsmittel mit milchsäurebildenden Bakterien. Die von den Bakterien gebildete Milchsäure senkt den pH-Wert und fördert die Darmbewegungen.

Folgende milchsauer vergorene Lebensmittel enthalten Milchsäurebakterien:

  • Sauerkraut
  • Rote Beete
  • Salzgurken
  • Schnittbohnen
  • Dickmilch, Kefir und Joghurt

In Bewegung bleiben

Bewegungsmangel kann ein Grund für Verstopfungen sein. Achten Sie auf regelmäßige körperliche Betätigung, denn Bewegung regt die Darmtätigkeit an. Gymnastik ist besonders empfehlenswert, da sie die Bauchmuskulatur stärkt.

Aber nicht nur Sport, sondern jede Aktivität im Alltag zählt! Das können ein halbstündiger, täglicher Spaziergang sein, Treppenlaufen statt Fahrstuhlfahren oder kurze Strecken zu Fuß, statt das Auto zu nehmen.

Auch eine Bauchmassage kann helfen: Massieren Sie dazu einige Minuten im Uhrzeigersinn am äußeren Rand des Bauchs entlang.

An Mahlzeiten und Toilettenzeiten gewöhnen

Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten nach Möglichkeit regelmäßig und in Ruhe ein. Fünf kleine Mahlzeiten sind besser als drei große, kauen Sie dabei jeden Bissen gründlich. 

Gewöhnen Sie sich genauso regelmäßige Toilettenzeiten an. Eine aufrechte Rückenhaltung bei angewinkelten Beinen erleichtert die Entleerung; stellen Sie sich dafür einen Hocker unter die Füße.

Auch Hausmittel können helfen

  • Für einige Stunden in einer Tasse Wasser eingeweichte Pflaumen oder Feigen, maximal fünf Stück, mit dem Einweichwasser verzehren
  • Morgens vor dem Frühstück ein Glas stilles, lauwarmes Wasser trinken
  • Morgens vor dem Frühstück ein Glas stilles, lauwarmes Wasser mit 1-2 TL Apfelessig trinken
  • Mehrmals täglich einige Gabeln Sauerkraut essen
  • Mindestens eine Portion Sauermilchprodukt wie Joghurt, Kefir oder Buttermilch täglich; darin lässt sich gut eine Ballaststoffportion wie Kleie oder Leinsamen einweichen; dazu ein Glas Flüssigkeit
  • Wärmende Anwendungen wie Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche auf dem Bauch, damit sich der Bauch entspannen kann

Vorsicht mit Abführmitteln

Abführmittel bringen zwar kurzfristig den Stuhl in Gang, langfristig gewöhnt sich aber der Darm an die Hilfe von außen und wird noch träger.
Wer Abführmittel zu lange anwendet oder zu hoch dosiert, riskiert außerdem eine Störung im Wasser- und Salzhaushalt des Körpers.

Greifen Sie daher lieber zu Präparaten mit Ballaststoffen wie Kleie oder Flohsamenschalen, wenn Sie das Abführen unterstützen wollen: Bei Kleie mit 1 EL, bei Flohsamenschalen mit 1 TL beginnen – zusammen mit 150 ml Flüssigkeit. Die Menge können Sie bis auf 3 EL Kleie oder 3 TL Flohsamen steigern.

Ab wann zum Arzt?

Generell sollte ein Arzt jede anhaltende, schmerzhafte oder unangenehme Veränderung der Stuhlgewohnheiten abklären.
Sofort untersuchen lassen sollten Sie sich bei folgenden Alarmzeichen:

  • Plötzlich auftretende Verstopfung mit Krämpfen und Erbrechen
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Schwarzer Stuhl oder hellrotes Blut im Stuhl

Begleitsymptome wie anhaltender Appetitverlust, Gewichtsabnahme, Abgeschlagenheit und starkes nächtliches Schwitzen sind meist Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung.

Welche Fragen hat der Arzt?

Um sich ein genaues Bild Ihrer aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, befragt der Arzt Sie ausführlich zu Ihren Lebensumständen, Ihrer Krankengeschichte und den genauen Symptomen Ihrer Verstopfung.

Je genauer Sie folgende Fragen beantworten, desto gezielter kann Ihr Arzt Sie behandeln:

  • Wie häufig haben Sie Stuhlgang und wie ist der Stuhl beschaffen?
  • Müssen Sie stark pressen beim Stuhlgang, haben Sie Schmerzen oder müssen Sie die Hand zu Hilfe nehmen?
  • Nehmen Sie Abführmittel oder sonstige Medikamente ein?
  • Klären Sie Ihren Arzt über eventuelle Vor- und Begleiterkrankungen, Unfälle, Operationen, Allergien und bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen wie zum Beispiel Darmkrebs in der Familie auf.
  • Außerdem ist es wichtig, offen über Ihre Ernährungsgewohnheiten, Trinkmenge, körperliche Aktivität und den Konsum von Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee, Nikotin und Drogen zu sprechen. Auch Ihre Lebensumstände und Ihr beruflicher Hintergrund haben Einfluss auf eine gesunde Verdauung. Traumatische Erlebnisse, Trennungen und Todesfälle können die Darmbewegung genauso verändern wie unregelmäßige Schlafgewohnheiten durch Schichtdienste und eine rein sitzende Tätigkeit.

Was kann der Arzt untersuchen?

Meist beginnt der Arzt mit einer körperlichen Untersuchung: Er betastet Ihre Bauchregion und hört Ihre Darmgeräusche ab. Möglicherweise tastet er den Enddarm mit dem Finger aus.

Um der Ursache Ihrer Verstopfung auf den Grund zu gehen, kann er den Bauchraum per Ultraschall untersuchen, den Druck im Enddarm messen und die Darmbewegungen über die Stuhlpassagezeit im Dickdarm bestimmen. Außerdem kann er die Zusammensetzung der Darmflora prüfen lassen und den Beckenboden mit speziellen Verfahren untersuchen.

Häufig veranlasst er auch einen Test, der Ihren Stuhl auf kleinste, mit bloßem Auge nicht sichtbare Blutspuren untersucht. Menschen ab 40 Jahren mit langanhaltender Verstopfung oder Darmkrebs bei nahen Angehörigen empfiehlt er meist eine Darmspiegelung.