Diagnostik erkennt Verschiebungen in der Darmflora, die Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördern

11. Oktober 2017

“Darmbakterien beeinflussen das Gewicht.” Mit der Schlagzeile wurde der Versuch unternommen, die Schuld am Übergewicht den Bakterien im Darm zuzuschieben. Zwar ist der Zusammenhang nicht so einfach, aber tatsächlich können Darmbakterien das Hungergefühl fördern und über unterschwellige Entzündungen den Weg zum Typ-2-Diabetes befeuern.

Im menschlichen Darm leben Billionen von nützlichen Bakterien, die die Verdauung unterstützen, Krankheitserreger abwehren und das Immunsystem trainieren. Eine sehr wichtige Aufgabe ist auch die Aufrechterhaltung der Darmbarriere. Die Darmschleimhaut ermöglicht einerseits die Aufnahme von Nährstoffen, andererseits muss sie das Eindringen von Krankheitserregern und Giftstoffen verhindern. Mittlerweile gilt als gesichert: Es gibt einen Zusammenhang zwischen einer Funktionsstörung der Darmbarriere und dem Vorliegen von Übergewicht und einer Fettleber. Denn wenn Gifte, Bakterien und deren Bruchstücke durch die Darmschleimhaut ins Blut eindringen, lösen sie Entzündungen aus, die weitere negative Vorgänge in Gang setzen.

Um zu erkennen, ob die Darmbakterien eher die Darmbarriere schützen oder beeinträchtigen und ob sie eher Hunger oder Sättigung signalisieren, bietet sich eine Darmflora-bezogene Diagnostik wie der KyberMetabolic-Stuhltest des MVZ Institut für Mikroökologie an.

Kurzkettige Fettsäuren signalisieren Hunger oder Sättigung

Aus aufgenommenen Ballaststoffen produzieren die Darmbakterien unter anderem die kurzkettigen Fettsäuren Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure. Ihr Verhältnis zueinander ist für den menschlichen Stoffwechsel wichtig. Denn Buttersäure wirkt Entzündungen entgegen und ernährt die Darmschleimhaut. Darüber stärkt sie die Darmbarriere. Während die Propionsäure das Sättigungsgefühl verstärkt und die Wirkung des Insulins verbessert, steigert die Essigsäure das Hungergefühl und regt den Stoffwechsel an. Überwiegt also Essigsäure im Darm, ist es besonders schwer, weniger zu essen.

Um die kurzkettigen Fettsäuren zu bilden, müssen die Darmbakterien Ballaststoffe aufspalten können. Dafür besonders wichtig ist das Bakterium Bifidobacterium adolescentis, das den Buttersäure-Bildner Faecalibacterium prausnitzii fördert. Das Bakterium Akkermansia muciniphila sorgt für eine regelmäßige Neubildung der wichtigen Schleimschicht auf den Darmzellen. Die beiden letzteren sind für eine gesunde Darmbarriere verantwortlich.

Eiweiß-spaltende Bakterien können Entzündungen fördern

Eiweiß-spaltende Bakterien sind Gram-negativ. Sie tragen auf ihrer Hülle Strukturen, die Entzündungen auslösen, wenn sie freigesetzt werden. Dadurch schwächen sie die Darmbarriere. Denn sie sorgen für eine vermehrte Freisetzung des Eiweißkörpers Zonulin, das die Darmschleimhaut durchlässig macht. Wenn die Gram-negativen Bakterien oder ihre Bruchstücke durch die Darmschleimhaut in den Körper eindringen, kommt es dort ebenfalls zu Entzündungen. In der Folge reagieren die Körperzellen weniger auf vorhandenes Insulin (Insulinresistenz), die Gefahr für einen Typ-2-Diabetes steigt. Außerdem kann Körper Fett nur schwer wieder abbauen, wenn das Fettgewebe entzündet ist.

Diagnostik als Grundlage für eine gezielte Förderung nützlicher Bakterien

Die genannten Parameter gelten als Frühmarker für einen geänderten Stoffwechsel, da sie bereits vor einem ausgeprägten Typ-2-Diabetes nachweisbar sind. Sie zeigen auch, ob ein Übergewichtiger in der Lage ist abzunehmen. Der genannte Test untersucht

  • Bakteriell produzierte kurzkettige Fettsäuren Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure
  • Bifidobacterium adolescentis als Schlüsselart des Ballaststoff-Abbaus
  • Schleimhaut ernährende Darmbakterien (Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii)
  • Gram-negative Darmbakterien, die Giftstoffe (sogenannte Endotoxine) freisetzen
  • Zonulin als Marker für die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut


Zum Befund gehören auch Ernährungsratschläge, die auf die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm abzielen. So fördern lösliche Ballaststoffe wie beispielsweise Inulin oder resistente Stärke die nützlichen Buttersäureproduzenten. Phenolhaltige Lebensmittel wie Weintrauben sind gut für Akkermansia muciniphila, das die Schleimerneuerung unterstützt. Um die Hunger-auslösende Essigsäure und die Eiweiß-spaltenden Bakterien zu vermindern, ist ein Verzicht auf übermäßigen Eiweißgenuss und verarbeitete Fleischwaren ratsam. Präparate mit Milchsäurebakterien können die Gram-negativen Bakterien zurückdrängen und die Leber entlasten.

 

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